Wir nutzen Sprache intuitiv, um Bedürfnisse, Wünsche und Meinungen auszudrücken. Menschen mit physischen Beeinträchtigungen wie Aphasie und Dysarthrie haben jedoch oft keine Lautsprache. Die Kommunikation mit Personen, die Unterstützte Kommunikation (UK) nutzen ist daher anspruchsvoller, da spezielle Bedingungen herrschen, die es in der herkömmlichen Kommunikation nicht gibt. Diese besonderen Bedingungen können oft die Ursache für Missverständnisse und scheiternde Interaktionen sein. In diesem Kapitel werden die häufigsten Aspekte dieser Problematik beleuchtet, um die Kommunikation zwischen Personen mit UK und ihren verbal kommunizierenden Partnern zu verbessern.
Atypisches Rollenverhalten in der Kommunikation mit unterstützt kommunizierenden Menschen
Das atypische Rollenverhalten beschreibt Abweichungen vom erwarteten oder üblichen Rollenverhalten in einem Gespräch. Diese Abweichungen sind besonders im Bereich des sogenannten Turn-Taking, also dem Wechsel zwischen Sprech- und Zuhörerrollen, deutlich sichtbar.
In der herkömmlichen Kommunikation wechseln Sprecher und Zuhörer kontinuierlich ihre Rollen. Ein Sprecher äußert seine Gedanken, und der Zuhörer antwortet darauf. Dieses flüssige Hin und Her ist bei unterstützt kommunizierenden Menschen oft nicht möglich. Die Gründe dafür sind vielfältig:
Durch das Verstehen und Anpassen an diese atypischen Rollenverhalten kann die Kommunikation mit unterstützt kommunizierenden Menschen verbessert und effektiver gestaltet werden. Geduld, aktives Zuhören und gezielte Fragen sind dabei entscheidende Elemente.
Menschen, die UK nutzen, haben oft ein begrenztes Vokabular, z.B. durch Symboltafeln. Ein Symbol kann mehrere Bedeutungen haben, was die Kommunikation erschwert. Es ist entscheidend, die genaue Bedeutung durch Rückversicherung zu klären. Begrenzter Wortschatz kann dazu führen, dass Kommunikationsabsichten aufgegeben werden, was Frustration und Resignation zur Folge haben kann.
UK erfolgt deutlich langsamer als gewöhnliche verbale Kommunikation. Während Sprechende 120 bis 180 Wörter pro Minute nutzen, schaffen unterstützt Kommunizierende nur 2 bis 26 Wörter pro Minute. Gründe dafür sind u.a. körperliche Behinderungen und Verständnisschwierigkeiten bei Ko-Konstruktionen. Längere Pausen zwischen Sprecherwechseln werden oft als unangenehm empfunden, was dazu führen kann, dass der sprechende Partner die Lücke füllt, anstatt abzuwarten.
Nonverbale Signale wie Blickkontakt, Nicken oder Lächeln sind in der UK oft verändert oder fehlen ganz. Das Fehlen solcher Signale kann Unsicherheit auslösen. Auch Signale für Sprecherwechsel, wie ein fragender oder abwartender Blick, können fehlen. Die mangelnde Kommunikationserfahrung und Kenntnis über Kommunikationsregeln kann zu sozial unangemessenem Verhalten führen.
Unzureichende Fähigkeit, ein Gespräch zu initiieren oder aufrechtzuerhalten, erschwert die Interaktion. Verständniskrisen erfordern die Fähigkeit, diese zu lösen. Fehlendes Einfühlungsvermögen und Erfahrungshintergrund können die Inklusion beeinträchtigen. Unbekanntes kann Ängste auslösen, die zu Ignoranz oder Ablehnung führen. Auch die soziale Akzeptanz der Nutzung von Kommunikationshilfen spielt eine Rolle.
Kommunikation ist ein wesentlicher Bestandteil der Inklusion, Teilhabe und Selbstbestimmung. Sie ist überlebensnotwendig und trägt zur Lebensqualität bei. Eine systemische Sichtweise und Partnertrainings können den Erfolg in der Kommunikation mit Menschen, die Unterstützte Kommunikation nutzen, fördern.
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